05.07.2023
Ein Gebet, dass die Welt vereint

Zwei schnelle Schritte rückwärts, zeitgleich an den Schnüren ziehen und schon ist der Drache oben. Sofort merke ich, wie der Wind in den Drachen greift. Nur eben austesten, wo das Windfenster ist und schon kann ich die ersten Figuren fliegen. Ein paar Kreise und Quadrate zum Aufwärmen, dann klappen auch die schwierigeren Figuren oder nur knapp über dem Boden fliegen besser.

Trickdrachen fliegen, das Hobby, welches ich nur dank meinem Papa seit nun 24 Jahren habe. Oft haben wir uns abends den Drachen genommen, sind aufs Feld und geflogen, haben neue Tricks probiert oder unseren Pair-Flug verbessert.

Mein Papa und ich sind uns in vielem sehr ähnlich. Wir haben das gemeinsame Hobby. Viele seiner handwerklichen Fähigkeiten habe ich mir abgeschaut und auch optisch und charakterlich durchaus einiges von ihm für mein Leben mitbekommen. Ich bin glücklich und dankbar, eine so gute Beziehung und ein so positives Vaterbild zu haben.

Neben meinem Papa hier auf der Erde, habe ich aber noch einen zweiten Vater. Einen, der im Himmel lebt. Dieser Vater ist zwar nicht zum Anfassen, man kann sich nicht an seine Schulter lehnen oder sich von ihm bei etwas handwerklichem helfen lassen. Doch dieser Vater ist immer, Tag und Nacht für einen da. Er hat immer ein offenes Ohr und um ehrlich zu sein weiß er schon was los ist, noch bevor man es ihm erzählt. Er ist der mächtigste Vater, den die Welt je gesehen hat, denn er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde.

Der Gott, der die Welt geschaffen hat, der alles aus dem Nichts gemacht hat, der spricht und etwas wird, der gefühlt so weit weg und so mächtig ist, dass man sich nur ehrfurchtsvoll vor ihm verbeugen kann, genau den dürfen wir mit Vater ansprechen!

Vor 2000 Jahren wird Gott Mensch und kommt uns nah. Jesus bringt seinen Jüngern das Gebet aller Gebete bei, das Vater Unser. Damit überwindet er alle von Menschen aufgestellten Hürden. Gott begegnet uns als liebevoller und fürsorglicher Vater, der uns mit dem täglichen Brot versorgt und uns mit unseren Feinden versöhnt. Gott möchte keine Distanz zwischen sich und uns haben. Wir dürfen zu Gott Vater sagen, ihm nah sein.

Dieses alte Gebet, das so viele Generationen von Christen vor uns schon gebetet haben, vereint Konfessionen, ja es vereint die Welt. Es mag sich manchmal eintönig anfühlen, doch ich lade Sie ein, es mal mit Zeit zu beten. Pausen nach jedem Absatz zu machen und sich bewusst zu machen, dass es mehr mit Ihnen persönlich zu tun hat, als Sie jetzt gerade noch annehmen.

Doreen Maier, Gemeindepädagogin aus Kalbe