13.09.2023
Gedankt werden muss

  Es würde die ganze Zeit regnen. Das stand fest. Egal wie oft wir die Vorhersagen konsultierten, die Aussichten wurden eher schlimmer als besser. Die Woche an der Ostsee würden wir definitiv im Regen verbringen. Worst Case.

 

Eine verregnete Urlaubswoche mit Kleinkind. Alle Hoffnungen auf Erholung dahin. Sollten wir unter diesen Bedingungen die Badesachen nicht gleich zu Hause lassen? Und lieber Regenschirme mitnehmen?

Vor Ort angekommen sah es dann auch genau so aus. Draußen alles naß. Wenn wir überlegten, was wir an dem Tag machen würden, dann hieß es: Regen. Dachten wir über den nächsten Tag nach, dann wurde angekündigt: Regen.

Einzig ein paar kleine Lücken machten uns Mut. Immer wieder mal sollte das Regenwetter ein Pause einlegen. Das war unsere Chance!

Rückblick. Das Licht wird kürzer, die Dunkelheit länger. Noch schmeichelt uns die Wärme dieses Spätsommers, aber innerlich wissen wir, es ist vorbei. Dieser Sommer ist gelebt. Die Ernte ist eingefahren. Wer bis jetzt kein Haus gebaut hat, sagt der Dichter, der baut in diesem Jahr keines mehr.

Nicht nur für die Landwirte beginnt nun die Zeit, wo wir an dem Jahr maßnehmen. War’s ein gutes Jahr? War’s ein schlechtes Jahr? Mit dem beginnenden Herbst kommt auch diese Rückblickstimmung. Wir schauen auf unser Jahr zurück. Und wir wägen es so in der Hand. In der einen Hand wenig Pflaumen, wenig Äpfel. In der anderen Hand reichlich Brombeeren, reichlich Tomaten? In der einen Hand manche Enttäuschung, verpasste Chancen, unerfüllte Hoffungen, in der anderen Hand der schöne Abend im August, der unverhoffte Gruß aus der Ferne, die gelungene Überraschung, das tolle Fest im Garten?

Die Regenpausen waren unser Glück. Unser Sommer war verregnet. Das stimmt. Unser Sommer war wunderbar. Das stimmt auch. Über den Regen haben sich manche gefreut. Über den Sonnenschein auch. Warum sollte ich meinem Gott nicht für beides danken?

Pfarrer Christian Buro aus Beuster