08.09.2024
Sorgt euch nicht um die Zukunft

Die Woche startet mit Sorgenfalten. Der Ausgang der Landtagswahlen in den Nachbarländern macht ratlos. Wie kann ein Landtag gute Entscheidungen für alle treffen, wenn die Meinung der Wähler so differiert?

In der Schule summen die Kids schon wieder Erika. „Kennt ihr kein Friedenslied?“, fragt der Lehrer. „Erika ist doch ein Friedenslied. Man singt es, wenn die Soldaten nach Hause kommen und der Frieden anfängt. Sieg bringt Frieden.“ Dann besiegt jeder auf seine Weise den Unterricht. Eine bleibt lange auf dem WC, obwohl sie weiß, dass wir mit dem Vergleichen der Aufgabe auf sie warten. SIEG. Einer lässt heimlich das Handy des Nachbarn klingeln. Klingelton ist natürlich Erika. SIEG. Währenddessen spielt einer auf dem Tablet seiner Nachbarin. Der Lehrer ermahnt: „Ihr müsst das Tablet flach auf den Tisch legen, damit ich sehe, woran ihr arbeitet. Dafür haben eure Eltern unterschrieben.“ „Meine Mutter nicht, denn das ist ja nicht mein Tablet.“ SIEG. Zufrieden grinsen sie sich zu, die stolzen Sieger gegen die Erwachsenenwelt. Diese Art Frieden hat ihren Preis. Den Kampf gegen den Unterricht kann niemand gewinnen. Vor dem nächsten Test müssen die Kids gestresst lernen, was sie im Unterricht nebenbei aufgesogen hätten.

Ist Frieden auch anders möglich? Ich glaube: Ja, durch Kooperation und gegenseitiges Zutrauen, dass wir Menschen es gut miteinander meinen. Für Jugendliche ist das schwer zu fassen, denn viele Erwachsene sind im Moment keine guten Vorbilder. Wir haben Sorge, die Kontrolle zu verlieren oder fürchten, schuldig zu werden. Also ziehen wir in den Krieg gegen andere Lebenseinstellungen. Im Kampf aber verliert man die Kontrolle über die Situation, wird zum Reagieren gedrängt und lädt unweigerlich Schuld auf sich.

„Sorgt euch nicht um die Zukunft. Trachtet nach dem Reich Gottes.“ Über diesen Aufruf Jesu wird am Sonntag von den evangelischen Kanzeln gepredigt. Jesus fordert einen Perspektivwechsel in solch eingefahrenen Situationen ein: Werft die Sorgen auf Gott. Ringt um gute Entscheidungen für alle, ob Freund oder Feind, erwachsen oder Kind. Frieden ist nicht das Resultat aus Krieg. Frieden entsteht nur aus Friedensbildung und Friedenserziehung. Wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten. Im Familienleben, auf Arbeit und im Ehrenamt, in Kirche und in Politik.

Von Maria Eichenberg, Kreisschulpfarrerin im Kirchenkreis Salzwedel