Tangermünde
St. Stephan ist eine im Stil der norddeutschen Backsteingotik errichtete evangelische Kirche in Tangermünde. Dieses Bauwerk wird zu den herausragenden Denkmalen europäischen Ranges in diesem Baustil gezählt.
Adressdaten
- Pfarrhof 6
39590 Tangermünde - 039322 738332
- 039322 44318
- st.stephan.tangermuende@web.de
- http://www.sankt-stephan-tangermuende.de
Daten & Fakten
- Baujahr: 14./15. Jh.
- Baustile: Backsteingotik
- Besonderheiten: historische Scherer-Orgel, Renaissance-Kanzel; Offene Radwegekirche am Elberadweg
- Öffnungszeiten Sommer:
April-Oktober 11.00-19.00 Uhr - Öffnungszeiten Winter:
November-März 13.00-15.00 Uhr
Profil
Beschreibung
An der Stelle der heutigen Kirche stand als Vorgängerbau eine romanische Backsteinbasilika mit Lang- und Querhaus, einem Chor, einer Hauptapsis und zwei Nebenapsiden. Dieses Gebäude bestand bereits vor 1188. Teile dieses Baues sind in den Neubau von St. Stephan einbezogen worden. Das Querhaus dieser Kirche bestimmte die Breite des Langhauses der heutigen Kirche. So finden sich an der Nordseite des Langhauses noch zwei romanische Fenster, und Teile des Mauerwerks des Vorgängerbaus sind erkennbar.
Häufig wird Kaiser Karl IV., der zwischen 1373 und 1378 in Tangermünde residierte, als Auftraggeber für den Kirchenbau erwähnt. Richtig daran ist, dass er ein Augustinerchorherrenstift auf der Burg gründete und diesem die Pfarrkirche St. Stephan als Einnahmequelle übertrug. Dort leisteten die Chorherren den Chordienst und betreuten die Nebenaltäre. Heute wird weitgehend ausgeschlossen, dass der Kaiser den Neubau beauftragte.
Im späten Mittelalter erfolgte in mehreren Phasen der Bau der heute stehenden dreischiffigen gotischen Hallenkirche. Nach 1350 entstanden zunächst die nördliche Langhauswand und die Südwand mit Nischen. Um 1405 wurde der Dachstuhl errichtet und das Kreuzrippengewölbe eingezogen.
Kreuzgewölbe und Dachstuhl
Ungewöhnlich sind die achteckigen profilierten Pfeiler. Der Südturm blieb bis heute unvollendet. Um 1450 wurde mit dem Bau des neuen Chores begonnen. Es entstanden zunächst die neuen Außenmauern des Chorumgangs und die Flügel des Querhauses. Dann erst wurde der alte Chor abgetragen. Die Pfeiler zwischen Binnenchor und Umgang sind mächtige Rundstützen mit vier vorgeblendeten Diensten, die das kräftig profilierte Gewölbe tragen. Das Chordach wurde um 1475 gedeckt.
Bei einem großen Stadtbrand im Jahr 1617 wurde auch die Kirche beschädigt. Die Spitze des Nordturmes stürzte herunter. Erst im Jahr 1714 erhielt der nördliche Turm dann seine heutige im Stil des Barock gestaltete Haube. Die Holzkonstruktion der Turmhaube wurde Ende des 20. Jahrhunderts grundlegend saniert. Mit einer Gesamthöhe von über 87 m ist der Nordturm der höchste Kirchturm der gesamten Altmark.
Dem Brand fielen 1617 auch viele Teile der Ausstattung zum Opfer. Langhausempore, Kanzel, Orgel und Chorgestühl mussten erneuert werden. Der beschädigte Altar wurde erst 1705 ersetzt.
Bemerkenswert ist die noch weitgehend original aus dem 17. Jahrhundert erhaltene Ausstattung der Kirche. Im Inneren der Kirche wurde die farbige Raumgestaltung aus der Zeit der Spätgotik wieder hergestellt.
Von 1619 stammt die steinerne Kanzel. Sie wird dem Magdeburger Bildhauer Christoph Dehne zugeschrieben. Sie zeigt stilistische Merkmale der Spätrenaissance und des Manierismus. Dargestellt ist Moses als Kanzelträger, der die Gesetzestafeln betrachtet. Weiter sind vollplastische Figuren der Apostel und Reliefs mit zentralen Themen der Bibel angebracht.
Ein sehr großes, in diesen Dimensionen in der Altmark einmaliges, barockes Hochaltarretabel wurde 1705 aufgestellt. Der dreigeschossige hölzerne Aufbau hat Türen für den Abendmahlsumgang. Das Hauptgeschoss zeigt Moses und Johannes den Täufer, die eine Kreuzigungsdarstellung flankieren. Petrus und Paulus begleiten Christi, der hier als Löwe aus dem Stamme Juda dargestellt ist.
Im Nordteil des Langhauses erstreckt sich eine hölzerne Empore. Deren Brüstung trägt 41 Bildfelder. Diese zeigen Szenen aus der Genesis, den Berichten der Erzväter und aus der Josephsgeschichte. Unter diesen frühbarocken Bildern sind die Namen der Stifter und ihre Hausmarken verzeichnet.
Die Kapelle im Nordflügel des Querhauses ist dem Gedenken der Weltkriegstoten gewidmet. Dem Kapellenzugang gegenüber hängt das Gemälde Christus vor dem hohen Rat von 1697 an der Rückwand des Chorgestühls.
Der bronzene Taufkessel stammt aus dem Jahr 1508.