19.12.2022
Wort zur Weihnacht

Weihnachten in der Krise
Mitten in einer großen Krise wird es in diesem Jahr Weihnachten. Überschattet wird Weihnachten von einer seit Jahrzehnten nicht dagewesenen Inflation. Die Weihnachtsruhe wird aufgescheucht von Kriegslärm und Bombendrohungen.

In diesen Wochen herrscht Angst vor unbeheizten Räumen und zeitweiser Dunkelheit. Doch mit Weihnachten in der Krise ist noch was anderes gemeint. Zum Ende dieses Jahres sind die Mitgliederzahlen der Kirche durch viele Austritte abermals geschrumpft. Die Bindungskräfte in beiden christlichen Kirchen schwinden mehr und mehr. Die freien Plätze in der Kirche nehmen zu. Die Pastoren, die Hirten, die die frohe Botschaft weiterzusagen haben, werden weniger. Wie soll Weihnachten in Krisenzeiten gefeiert werden? Ohne Licht, bzw. mit wenig Licht in kühlen Stuben?

Wer wird in diesen Tagen singen: „In der Herzen wird´s warm, still schweigt Kummer und Harm…“, wie sonst so oft und gern angestimmt?

Abgesehen vom kalten Stall in Bethlehem, ungeachtet ob Ochs und Esel genug Heu bekommen: wer weiß wie lange das Stroh in der Krippe reicht? – das alles hat nicht allzu viel mit Weihnachten zu tun.

Weihnachten wurde in der heiligen Nacht, als den ängstlichen Hirten auf den Feldern Bethlehems zugerufen wurde: 1. Fürchtet euch nicht! 2. Euch ist heute der Heiland geboren. 3. Ehre sein Gott in der Höhe und Friede auf Erden.

Mit diesen drei Ansagen, in dieser Reihenfolge beginnt es erst weihnachtlich zu werden.

Ein großer Prediger hat einmal gesagt, dass die Weihnachtsbotschaft die kürzeste und zugleich längste Predigt ist, die Menschen je gehört haben. Ein Leben reicht nicht aus, um die Bedeutung der wenigen Worte auszuloten.

Die Weihnachtsbotschaft ruft durch alle Jahrhunderte den Menschen zu: 1. Seid nicht trostlos! 2. Hilfe ist unterwegs! 3. Behaltet den Himmel im Blick und haltet Frieden!

Jahr für Jahr sorgt die Weihnachtsgeschichte dafür, dass diese Botschaft nicht verstummt.

Schon vor 500 Jahre fragten Studenten in einer Krisenzeit ihren Professor in Wittenberg: `Warum heißt es immer, „Euch ist heute der Heiland geboren“ wo es doch schon so lange her ist.` Der Gefragte antwortete mit einer Gegenfrage:“ Braucht ihr heute keinen Heiland?“

Dieses Jahr treffen die Weihnachtsworte auf eine bedrängte Welt. Sie bedarf dringend der Heiligen Nacht.

Norbert Lazay, Pastor zu Gladigau