30.10.2020
Das Wort aus der Kirche zum Erntedankfest

Wort aus der Kirche zum Erntedankfest 4. Oktober 2020

 von Superintendent Michael Kleemann

Spannende 7 Tage, in denen wir uns befinden: gestern am 3. Oktober der „Tag der deutschen Einheit“ und nächsten Mittwoch der so ganz andere Tag von vormals historischer Bedeutung: „Tag der Republik“ am 7. Oktober. Und mittendrin das Erntedankfest; auch vor 1989 trotzig gefeiert gegen den „Mainstream“ der DDR-Oberen, die ganz „ohne Gott und Sonnenschein“ die Ernte einbringen wollten.

Zwei „Staatsfeiertage“ innerhalb einer Wochenspanne, schon ein bisschen Schizophrenie deutscher Geschichte. Wie unterschiedlich waren/sind allein die Rituale. Der „Tag der Republik“, ein Tag militärischer Machtdemonstrationen im Parademarsch und mit markigen Reden über die hervorragenden Leistungen des Sozialismus. Ein Satz der Anarcho-Szene von damals: „Die Realität ist nur etwas für Menschen, die mit ihren Drogen nicht zurechtkommen!“ Viel ist auch bei mir nicht mehr geblieben an realen Erinnerungen. Und bei vielen meiner Zeitgenossen scheinen sie sich gerade in Zeiten der Corona-Demos wieder zu verklären. DDR-Fähnchen allerorten. Ein Volk zwischen Vorsicht und Sorge; Zorn und Unverständnis. Ein Riss in der Gesellschaft, wie er seit den Tagen der großen Montagsdemonstrationen vor 31 Jahren nicht größer war.

Der ganz andere Feiertag am 3. Oktober; mit Staatsakt und ökumenischem Gottesdienst und viel Nachdenklichkeit. In diesem Jahr natürlich unter dem besonderen Eindruck der Pandemie und ihrer Folgen.

Es ist gut, wenn ein Land sich vergewissert und Regierung wie Volk es sich sagen lassen, dass Gott der Herr dieser Welt ist. Ein Gott, von dem am Beginn dieser Woche und im Besonderen zum Erntedanktag gesagt wird:

„Aller Augen warten auf DICH, Herr, und DU gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.“   Psalm 145, 15

Dieses Bibelwort in einer Zeit wie jetzt ist ein Achtungszeichen. Nicht ein Staat, egal welcher – nicht ein System, egal welches, nicht eine Ideologie, egal welche seien mein Be-Herrscher: sondern allein der, dem wir uns und unser Leben verdanken. Gott ist es und soll es bleiben: mein Herr.

Christenmenschen sind heute nicht weniger gefragt als vor 1989. Gegen alle Larmoyanz und allen Pessimismus haben wir eine Kultur der Dankbarkeit einzubringen. Und die scheinen wir nötiger zu haben denn je. In einem der reichsten Länder der Erde sollte wohl Platz sein für Menschen, die vor Armut und Krieg auf der Flucht sind.

Christen jedenfalls sollten wissen, dass alles was wir haben ein Geschenk ist. So sagt es der Beter des 145. Psalms: „Aller Augen warten auf DICH Herr und DU gibst ihnen Speise zur rechten Zeit.“