16.11.2020
Das Wort zum Buß- und Bettag vom 18.11.2020

Wort zum Buß- und Bettag am Mittwoch,  18.11.2020

von Norbert Lazay, Pastor zu Gladigau

Die Zeit der Festtage, die an unterschiedlichste Ernten erinnern, ist fast vorüber. Sie begann mit dem Erntedankfest, das der Einbringung der Feld- und Gartenfrüchte gedenkt. Die Hubertusmessen erinnern an die anbrechende Jagdzeit und die Wildbretausbeute. Der Martinstag blickt auf die „Geflügelernte“. Auch der Abschluss Der Weinlese fällt in diese Zeit. An Ende der Erntezeit steht der Totensonntag, der auf den Knochenmann mit der Sense verweist und an dessen schmerzliche Ernte erinnert.

Kurz vorher hat der Buß- und Bettag seinen Platz.
An diesem Tag stellt sich die Frage nach den Glaubens- und Hoffnungsfrüchten im ausklingenden Jahr. Auch die Bilanz der Liebestaten gehört dazu. Wie war es denn in diesem Jahr? Wie stand es um den Glauben, der die Wahrheit sucht und das Gute will? Habe ich den Glauben daran behalten, oder ging er zunehmend verloren? Der Buß- und Bettag schärft den Blick für die Ernte unserer Seelenfrüchte.

Bei innerer Betrachtung dieser Ernte finden sich Mängel. Der Glaube ist klein, die Zweifel sind groß. Die Hoffnung ist geschrumpft, die Sorge ist gewachsen. Die Liebe ist geringer geworden, die Lieblosigkeit hat sich vermehrt.

Der Buß- und Bettag schenkt Zeit und Gelegenheit, all das im Stillen zu bedenken. Der Tag vermag einen an eigene Versäumnisse zu erinnern. Auch kann er dazu helfen, Versäumnisse anderer zu verzeihen.  Viele üben Vergessen, wo Erinnern Not täte. Und andere horten Erinnerungen, wo verzeihen befreien könnte.

Einsicht und Mut für das Leben heute und morgen – sie finden sich in der Stille des Buß- und Bettages.