01.06.2022
Das Wort zum Sonntag dem 29.05.2022

Rezept für eine gute Ehe

Katari und Karam Chand heirateten im Jahr 1925. 90 Jahre lang teilte das Ehepaar, das aus Indien stammte und später in England lebte, miteinander Freude und Leid. Die beiden waren Teenager gewesen, als sie den Bund der Ehe miteinander schlossen. Sie sahen zahlreiche Kinder, Enkel und Urenkelkinder heranwachsen. Im Jahr 2016 starb der Ehemann Karam im Alter von 110 Jahren und der Tod beendete die Beziehung der beiden. Zu ihrem 90. Hochzeitstag wurden sie befragt, was denn ihrer Meinung nach, das Rezept für eine gute Ehe sei.

Karam antwortete, dass er jeden Tag einen Apfel gegessen hätte. Wenn dies das Erfolgsgeheimnis für eine gute Ehe wäre, müsste man jungen Paaren zur Hochzeit ein Apfelbäumchen schenken und vielleicht noch eine Kiste Äpfel dazu. Vermutlich diente der tägliche Apfel jedoch eher zum Erhalt der Gesundheit der beiden. Auch Humor nannten sie als Hilfe für ein gutes Miteinander. Klar, denn sich selbst nicht zu ernst zu nehmen und über eigene Schwächen und die des andern lächeln zu können, kann manchen Konflikt brechen.

Als Jesus einmal gefragt wurde, warum Ehepaare sich nach dem Gesetz des Moses trennen dürften, antwortete er: „Wegen der harten Herzen“. Hinter dieser Antwort verbirgt sich ein Rezept für eine gute Ehe: Eine gute Ehe beruht auf „weichen“ Herzen.

Was führt jedoch zu harten Herzen, was hat man sich überhaupt unter einem harten Herzen vorzustellen? Eigenschaften wie Unbeugsamkeit, Empfindungslosigkeit, Starre, Unbelehrbarkeit, aber auch Verschlossenheit kommen einem dabei in den Sinn. Eigenschaften, die einen Menschen beschreiben, der sich nicht auf ein Gegenüber einlassen möchte, der bei seiner eigenen Meinung ohne Wenn und Aber bleibt und nicht bereit ist, sich einem Gegenüber zu stellen, oder sich zu öffnen.

Gibt es ein Rezept für das Enthärten eines Herzens? Darauf gibt uns eine Verheißung für das kommende Pfingstfest eine Antwort. Gott spricht: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ (Hes 36,26f). Dies ist zwar kein Rezept im Sinne von „Man nehme ein Kilo Äpfel…“ – aber durchaus etwas zum Ausprobieren: Man bitte Gott um seinen guten Geist, dass er das eigene Herz und auch das des Partners erneuere.

Pfarrer Martin Schuler aus Bismark