16.02.2023
„Jetzt ist die Zeit“

Die Kirche St. Jakob in der Nürnberger Innenstadt ist gut gefüllt, als Pfarrer Hannes Schott die Kanzel betritt. Vor ihm ist ein großes Transparent mit dem Kirchentagsmotto aufgestellt. „Jetzt ist die Zeit – Deutscher Evangelischer Kirchentag Nürnberg 7.-11. Juni 2023“.

Hannes Schott predigt über die Geschichte der ungleichen Schwestern Maria und Martha, die Jesus und seine Jünger zu Besuch haben. Während Martha sich in der Küche abrackert, um die Gäste angemessen aufzunehmen und zu bewirten, setzt sich Maria zu Jesu Füßen und hört zu, was er zu sagen hat. Worte sollten wichtiger als Taten sein? Wo bleibt die Wertschätzung für Marthas Arbeit. Sie will doch eine gute Gastgeberin sein.

Im übertragenen Sinne fühlen sich die Nürnberger Bürger gerade in derselben Situation wie die Schwestern Maria und Martha. Auf der einen Seite wollen sie zuhören und den Glauben erleben wie Maria, auf der anderen Seite rackern sich ab wie Martha mit den Vorbereitungen für den Kirchentag. Auf vielen Plakatwänden in der Stadt ist zu lesen „Haste Zeit? Gemeinsam. Helfen. – Deutscher Evangelischer Kirchentag Nürnberg 7.-11. Juni 2023“. Es ist noch so viel vorzubereiten. Und Helfer werden für die Unterkünfte, die Veranstaltungen in Fürth, der Nürnberger Innenstadt und auf dem Messegelände gesucht. Alles soll bereit sein für die Gäste und das Fest des Glaubens. Nürnberg, die Stadt Albrecht Dürers und des Lebkuchens, die Stadt des Friedens, der Menschenrechte und des Reichsparteitagsgeländes, die Stadt der Burg und der evangelischen Kathedralen St. Lorenz und St. Sebald, und die Stadt der Museen und fränkischer Gastlichkeit bereitet sich vor auf zehntausende Kirchentagsgäste. Taten sollten wichtiger als Worte sein? Deshalb weist Pfarrer Hannes Schott auch auf seine Uhr und sagt: „Es ist Zeit! Es ist höchste Eisenbahn, dass wir fertig werden!“

 

Pfarrer Hannes Schott hat eine Vorhut von Kirchentagsgästen aus der Mitteldeutschen Kirche (unter ihnen der Klädener Pfarrer), Berlin/Brandenburg, Westfalen und der Nordkirche in seinem Gottesdienst. Sie alle sind schon in euphorischer Kirchentagsstimmung und singen mit Begeisterung bekannte Kirchentagslieder mit der Ortsgemeinde: „Eingeladen zum Fest des Glaubens“ oder „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“. Zum Schluss weist Pfarrer Hannes Schott aber noch eindringlich auf die Freiwilligkeit und die Gnade hin. Ein Fest des Glaubens muss vorbereitet werden und die helfenden Taten sind aller Ehren wert. Aber am Ende steht die Gnade Gottes. Sein Wohlwollen und seine Liebe können wir nicht mit unseren Taten erzwingen. Wir können uns nur beschenken lassen und offen für Gottes helfende Kraft sein. Seine Gnade möge reichliche zu den Menschen kommen auf dem Nürnberger Kirchentag im Juni: In Diskussionen, in Gesang und Musik, in Bibelarbeiten und Gottesdiensten und bei allen anderen Veranstaltungen. Man darf mit Pfarrer Hannes Schott und mir gespannt sein.

Zum Schluss diesmal kein Gebet von mir, sondern ein Liedvers von Katrin Rouwen und Judy Bailey, der zu einem Ohrwurm auf dem Kirchentag werden wird: Kommt, ja, kommt ihr Menschen alle! Esst und trinkt und ruht euch aus an den frischen Wasserquelln, kommt in Gottes Haus! Seht auf, macht euch bereit! Jetzt ist die Stunde, jetzt ist die Zeit! Füllt die Krüge voll Wein! Gott will unter uns sein.

 

von Stefan Kemper-Kohlhase (ev. Pfarrer in Kläden)