01.06.2025
Worte aus der Kirche zum 01.06.2025
Das Atmen des Glaubens – Atmung überprüfen! Das ist einer der ersten Schritte, die man im Erste-Hilfekurs lernen muss. Ein- und Ausatmen, das sind die zwei Grundfunktionen des Lebens, die wir ganz unbewusst tun. Was für ein besonderer Moment bei der Geburt, wenn das Kind zum ersten Mal die Lungen füllt und ein erster Schrei in die Welt hinausgeht!
Die Sonntage rund um Himmelfahrt tragen ganz das Vorzeichen des Gebets. „Herr, höre meine Stimme“ – das ist der bittende Ruf, der über diesem Sonntag steht. Es ist eine Bitte an Gott, das eigene Gebet zu hören in dem Wissen, dass Gott uns gerne sein Ohr leiht. Das Gebet um Gottes Erhörung ist zugleich eng verbunden mit dem eigenen Hören. Nur aus dem aufmerksamen Hinhören auf Gottes Reden erwächst die vertrauensvolle Antwort im Gebet.
Wie das Ein- und Ausatmen des Körpers, so sind das Hören auf Gottes Reden und das Antworten im Gebet die beiden Grundfunktionen des Glaubens. Während einem schnell mal noch ein Stoßgebet von den Lippen geht, ist das Hören auf Gott oft besonders schwer. Zu viele Marktschreier buhlen um die Aufmerksamkeit unserer Herzen: Werbung, Medien und überhaupt das ganze Hamsterrad des Alltags – wie soll man da seine oft leise Stimme hören?
Aus der Sehnsucht, sich ganz dem Hören und Beten zu widmen, sind die alten Klöster entstanden. Orte mit „Noise cancelling“ - Geräuschreduzierung für die Seele. Dabei muss man gar nicht erst ein Kloster suchen. Jeden Sonntag lädt der Gottesdienst genau dazu ein: Zum Hören auf Gottes Wort und zum Reden mit ihm im Gebet – klösterliche Zeiten mitten im Alltag sozusagen. Ein Rückzug in die Stille, die aber ausstrahlen darf ins tägliche Chaos. Wie schön ist es, Menschen zu begegnen, bei denen diese Stille das ganze Leben prägt, die darin geübt sind, aufmerksam zuzuhören und – ganz unbewusst wie beim Atmen - einen ständigen Draht zum Höchsten haben. Seien Sie herzlich eingeladen, heute auch in einen der vielen Gottesdienste der Region zu gehen und ein paar tiefe Atemzüge des Glaubens zu nehmen!
Simon Karsten, Vikar im Pfarrbereich Apenburg, wohnt mit seiner Frau und seinen drei Kindern und drei anderen Familien im Kloster Dambeck