29.05.2025
Worte aus der Kirche zum 29.05.2025

Wie man schwalbenleicht wird / oder: Eine Portion Himmel (suchen Sie sich aus)

Die Schwalben machen es mir vor. Sie segeln leichtfüßig durch das Blau des Himmels. Meine eigenen Füße fühlen sich sehr viel schwerer an. Das kommt von alledem, was ich mit mir herumtrage, an Aufgaben, alten Geschichten, Ungelöstem, Erwartungen, Sorgen und Ängsten. Nicht ohne Grund haben Gläubige vieler Religionen eine besondere Vorliebe für das Bild des Himmels. Der Himmel mit Luft und Wolken ist das Leichte gegenüber der Schwere der Erde. Der Glaube nimmt dieses Bild auf und sagt Dir, dass Dein Erdendasein kraftvoll und stark und bodenständig und gut ist. Da, wo es Dich aber festhält und wo die Schwere Dich herunterzieht, wo Dich die Härte von etwas trifft, und Du wünschtest Dir, es wäre die Leichte des Himmels gewesen, um weiter gehen zu können, da nimm das Bild des Himmels mit in Deine Seele. Der Himmel geht bis an den Boden und das heißt, dass Dein Herz und Dein Kopf, Deine Augen und Dein Geist schon Kontakt zum Himmel haben. In Dir treffen sich das Oben und Unten. Du stehst auf festem Boden und kannst doch beweglich sein mit Deinen Ideen, Deinen Hoffnungen und Deinen Träumen. Und darin steckt mindestens genauso viel Kraft, wie in der Festigkeit der Welt. Von Herzen zu glauben, dass es einen Gott gibt, der Dich nicht loslässt, hebt Dein Herz aus der Schwere. Mit allen Sinnen zu spüren, wie diese Welt wundervoll ist und im göttlichen Ursprung gut, heilt so manche Narbe. In Deinem Geist zu erfahren, dass der Glaube Klarheit und Halt im Leben gibt, kann Dich schwerste Wege bestehen lassen. Zu Himmelfahrt erinnert der christliche Glaube an eine Jesusgeschichte, in der die Menschen, die Jesus nachfolgten, ihn in den Himmel fahren sahen. Und während sie mit ihren Blicken die Weite absuchten, redeten Boten Gottes ihnen zu, sie sollten nicht so weit weg suchen. Gott ist nichts Fernes. Er ist supernahe. Hält mit Dir aus und lebt mit Dir. Er ist die Portion Himmel in Deinem Leben. Schwalbengleich kannst Du darum manchmal mittendrin leichter werden.

Bettina Schlauraff,
Regionalbischöfin


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