15.06.2025
Worte aus der Kirche zum 15.06.2025
Ermutigung – „Wort aus der Kirche“ zum Sonntag nach Pfingsten – Juni AD MMXXV
„Du, lass dich nicht verhärten / in dieser harten Zeit. / Die allzu hart sind, brechen, / die allzu spitz sind, stechen / und brechen ab sogleich.“
Immer wieder geht mir in diesem Frühjahr dieses Lied von Wolf Biermann durch den Sinn. Ende der 60er Jahre verfasst für einen Freund, der unter Stasi-Repressionen zu leiden hatte – gesungen auch in den Gefängnissen der DDR. Die Zeiten heute sind andere. Hart sind sie manchmal auch. Und verhärtete Menschen – die gibt es heute genauso.
„Du, lass dich nicht verbittern!“ Gerade wenn die Zeiten schwer sind – sei es persönlich oder allgemein im Land – dann möchte ich nicht selber bitter werden, mich nicht festfahren in meinen eigenen Überzeugungen oder auch nur im Jammern. Dann möchte ich mir meine Menschlichkeit bewahren, meine Freundlichkeit – die Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen. Und auch die Fähigkeit, mein eigenes Gedankengebäude gelegentlich einmal zu verlassen und die Dinge ganz anders zu betrachten.
Meine Lieblingszeile in diesem Lied steht in der vierten Strophe: „Du brauchst uns, und wir brauchen grad deine Heiterkeit!“ Ich brauche und ich werde gebraucht – und was Andere von mir brauchen, ist manchmal vielleicht gar keine riesige Arbeit oder Leistung, sondern einfach ein wenig Heiterkeit.
Wolf Biermann war und ist kein Christ. Aber in der Hoffnung, die er zum Schluss seines Liedes besingt, erkenne ich meine christliche Hoffnung wieder. Gerade an einem Hoffnungs-Fest wie Pfingsten:
„Wir wolln es nicht verschweigen / in dieser Schweigezeit: / Das Grün bricht aus den Zweigen. / Wir wolln das allen zeigen, / dann wissen sie Bescheid.“
Roland J. Dyck, Kantor in Salzwedel