14.11.2024
Wort zum Volkstrauertag am 17.11.2024

Auf altmärkischen Friedhöfen in den Dörfern der Altmark und in vielen Kirchen finden sich Denkmäler bzw. Erinnerungstafeln an Gefallene und Vermisste der beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts.

Nach 1990 wurden viele Denkmäler restauriert und Gedenktafeln für die Opfer des zweiten Weltkrieges neu geschaffen. Dazu gab und gibt es unterschiedliche Meinungen. Gehören solche Denkmäler auf kirchliche Friedhöfe? Müssen solche Gedenktafeln in Kirchen hängen? Sind das entbehrliche Zeugnisse einer längst vergangenen Zeit?

Auf den Tafeln finden sich die Namen derer, die aus den beiden Weltkriegen nicht zurückkehrten. Das gilt sowohl für die Gefallenen und die Vermissten. Alle diese Namen erinnern an Menschen, die in ihrer Heimat kein Grab bekommen konnten. Bis in unsere Zeit befinden sich in vielen Häusern Anverwandte, die am Volkstrauertag in Gedanken bei denen sind, die nicht heimkehrten aus Kampf und Krieg, aus Hunger und Heimatlosigkeit, aus Gefangenschaft und Gewalt. Vor 1989 baten mich immer wieder Gemeindeglieder, am Totensonntag auch derer zu gedenken, die in der Fremde gefallen und verloren gegangen sind. Einen Volkstrauertag gab es in der DDR nicht. Die noch lebenden Angehörigen wünschten sich daher am Totensonntag, dass die Gefallenen und Vermissten am Ende des Kirchenjahres nicht vergessen werden.

Verschiedene Denkmale und Gefallenentafeln wurden in den letzten Jahren wieder hergestellt oder neu angefertigt. Am Ende der Arbeiten fanden sich immer viele Menschen ein, die in verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Verewigten stehen. Von jeder Namenstafel führen bis heute Trauerspuren in viele Häuser unserer Dörfer. Alle, die damals in den Krieg zogen und nicht zurückkehrten waren getauft und konfirmiert. Niemand von diesen Jahrgängen konnte die Goldene Konfirmation feiern. Die Nachfahren aber denken an sie und betrauern ihr frühes Ende. In der Stille kann man am Volkstrauertag bedenken: solange wir leben, werden sie in Erinnerung bleiben und sie bleiben ein Teil von uns, weil wir uns an sie erinnern.

Norbert Lazay, Pfarrer in Gladigau