06.07.2025
Worte aus der Kirche zum 06.07.2025

Ein Leben ohne Feste ist wie eine lange Reise ohne Gasthaus, besagt ein Sprichwort.

Man sagt inzwischen unter jungen Leuten:
um ein Kind groß zu ziehen, braucht es ein Dorf.
Der Zusammenhalt ist gefragt, aufeinander zu achten, miteinander zu gestalten.

Vielleicht liegt heute bei manchen von uns weniger die Freude oben auf. Es wird einem bewusst, wer schon alles nicht mehr da ist. Auch in den Nachrichten hören wir von Krieg, Verletzen und von hungernden Menschen. Bitte keine Angst, ich schreibe nicht über das Tagesgeschehen in der Welt. Aber einen, für mich wesentlichen Gedanken, möchte ich mit ihnen teilen.

  „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieser Satz wird Martin Luther in den Mund gelegt.

 Ob er ihn wirklich so gesagt hat? Vermutlich nicht. Aber der Satz passt zu ihm.

Er hat in einer Zeit gelebt, in der viele Menschen von ihren Ängsten und Sorgen geplagt waren: Angst vor Krieg, Hunger, Krankheit und Tod – und nicht zuletzt die Angst, von Gott bestraft zu werden und nach dem Tod für immer und ewig im Höllenfeuer zu schmoren. Martin Luther stimmt da nicht mit ein.

Er predigt, dass Gott die Menschen liebt und ermuntert sie, einem Gott zu vertrauen, der es gut mit ihnen meint.  

Mich, der seit gut 23 Jahren in der Altmark lebt, sind die alten Feldsteinkirchen Zeugen davon, dass es Generationen von Menschen gegeben haben muss, denen der christliche Glaube so wichtig gewesen ist, dass für ihren Glauben ein Gotteshaus erbaut wurde. Heute kämpfen wir mit dem Erhalt bei sinkenden Gemeindegliederzahlen. Aber diese Gedanken sollen ermutigen und nicht depressiv machen.

Wer einen Apfelbaum pflanzt, ist überzeugt, dass es Sinn macht, möglicherweise jahrelang zu warten, bis man den ersten Apfel ernten und genießen kann. Beim nächsten Apfel, den ich esse, werde ich die Kerne aufheben und in einen Topf mit Erde legen. Im Frühjahr stelle ich ihn dann auf meinen Balkon. Auch wenn ich viel Geduld brauche, um die ersten zarten Triebe zu sehen – einen Baum zu pflanzen, ist ein Zeichen der Hoffnung: Zuversicht statt Zukunftsangst, Vertrauen statt Zweifel, ein Apfelbaum statt Weltuntergang.

Mit solchen Gedanken lässt es sich Leben und miteinander durch die Zeiten gehen. Das wünsche ich Ihnen, und uns allen.

Pfarrer Joachim Thurn 
Ev. Pfarramt St. Georg Salzwedel
für die Kirchspiele St. Georg und Kirchspiel Gr. Chüden