27.04.2025
Worte aus der Kirche zum 27.04.25

Vor dem Heiligen schweigt die Welt – Sonntags geht die Ukrainerin Laryssa ganz selbstverständlich in ihre Kölner Kirche. Sie will in einem heiligen Raum sein und zu Gott beten.

Den Sonntag erlebt sie ein kleines Wunder, denn in diese Kirche gehen auch Russinnen und Russen. Dort begegnen sich Menschen, die in der Ukraine gegeneinander kämpfen. Aber der Krieg spiele keine Rolle im Gotteshaus. Wir kommen zum Beten, sagen die Menschen. Es sind sicher über Hundert Menschen da. Auch für den Priester spiele der Krieg keine Rolle, sagt er. Hier geht es nur um das Heilige, sagt er, Gott ist heilig.

Man singt mal auf Russisch, mal auf Ukrainisch. Nach ein paar Minuten Zusehen hat man den Eindruck, den Krieg zwischen diesen Völkern gebe es gar nicht. Natürlich gibt es ihn. Aber manchmal gibt es auch diese Momente, in denen die Welt vor dem Heiligen schweigt.

„Mein Reich“, sagt Jesus, „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36). Er sagt das, als er der ganzen Macht der Welt gegenübersteht, nämlich dem römischen Statthalter Pontius Pilatus.

Mein Reich ist nicht von dieser Welt, sagt Jesus. Die Menschen in der Kirche in Köln leben diesen Satz. Vor dem Heiligen hat die Welt zu schweigen. Das ist kein Verdrängen der Welt und des Alltags, sondern einfach ein Schweigen um des Höheren willen. Lasst die Welt einmal los. Betet euch raus aus der Welt – in das Reich, das allein Gott gehört. Und ihr werdet stärker werden für die Welt.

 

Pfarrerin Rebekka Prozell aus Jerichow