02.08.2020
Das Wort zum Sonntag vom 02.08.2020

Mein Licht des Lebens!

Erinnerungen verbinde ich immer mit Bildern. Wissen sie noch? Der DDR-Grenzer, der am 9. November 1989 am Grenzübergang „Bornholmer Straße“ den Schlagbaum hochmachte. Oder Oliver Bierhoff, der im EM-Finale 1996 das „Golden Goal“ erzielt. Das Hochzeitsbild. Das Bild meines Kindes kurz nach der Geburt. Das einzigartige Urlaubsbild vom Nordkapp oder Bilder von anderen festlichen Anlässen. Ich denke jede und jeder von uns erinnert sich an die Sternstunden des Lebens und verbindet dies mit Bildern. Solche Bilder haben sich ins Gedächtnis eingebrannt und werden nicht vergessen. Was aber, wenn ich nichts sehen könnte? Keine Bilder? Also auch keine Erinnerungen? Natürlich nicht. Ich habe mal einen blinden Organisten kennengelernt, der trotz Blindheit die Orgel virtuos beherrschte. Seine Sternstunden des Lebens bestanden aus Gefühlen, Gerüchen und Tönen! Fällt ein Sinnesorgan aus, werden die anderen umso schärfer. Was aber, wenn ich schon mein ganzes Leben lang blind wäre?

In alter Zeit hat man Behinderungen als Strafe Gottes gesehen. Man meinte, weil z. B. ein Blinder etwas Böses getan habe, sei er von Gott gestraft worden. Und wenn nicht der Blinde selbst, dann hätten es vielleicht die Eltern getan. Blinde waren, wie alle anderen Behinderten, die Ausgestoßenen der Gesellschaft.

Ist es wirklich so, dass Böses Tun bestraft und Gutes Tun gesegnet und belohnt wird? Es möge so sein! Ich hoffe darauf, dass der allmächtige Gott es so fügen möge. Strafe für die Bösen und Lohn für die Guten. Das ist aber kein Automatismus. Wir können Gott nicht zwingen mit unserem Glauben und unseren guten Taten. Der Allmächtige ist kein korrupter Politiker. Wir können Gott nicht zum Instrument unseres Willens machen. Alles ist Gnade, alles ist göttliches Geschenk. Das Leben, das Augenlicht, der Glaube. Und so schenkt Jesus einem Blinden das Augenlicht und heilt ihn (Joh 9). Er zeigt, dass er mit Vollmacht des himmlischen Vaters handelt. Dazu entzündet der Heilige Geist Jesu auch den Glauben in den Blinden. Jesus sagt:  Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. (Joh 8,12). Jesus mein Licht des Lebens.

Erinnerungen verbinde ich mit Bildern, weil Gott mir das Augenlicht geschenkt hat.

Erinnerungen verbinde ich aber auch mit dem Glauben. Lebensgeschichte ist Glaubensgeschichte. Ich danke Gott, dass die Mauer gefallen ist. Ich danke Gott für die Menschen, mit denen ich zusammenleben darf. Ich danke Gott, dass Jesus Christus mein Licht des Lebens ist.

Amen.